Die Stationen der Strecke Lübeck - Hamburg auf alten Ansichtskarten - Teil 1
Lübeck - Bargteheide
Erstellt am Mittwoch, 17. November 2010
Geschrieben von Ralf Böttcher
Vor einiger Zeit wurde an dieser Stelle die Entwicklung des Lübecker Hauptbahnhofs auf alten Ansichtskarten vorgestellt (siehe Artikel "Der Lübecker Hauptbahnhof auf Ansichtskarten" in dieser Rubrik). Dieser Bahnhof ist jedoch bei weitem nicht die einzige LBE-Station, von der – vor allem in den Jahren von 1900 bis 1930 – Kartengrüße in alle Welt geschickt wurden. Auch die Bahnhöfe der kleineren Orte an der bedeutendsten LBE-Strecke von Lübeck nach Hamburg waren für die örtlichen Gastronomen, Papierwarenhändler und Verleger noch ansehnlich und bedeutsam genug, um auf Postkarten abgebildet zu werden. Eine Auswahl historischer Aufnahmen von dieser Strecke soll in dem folgenden Beitrag vorgestellt werden, wobei sich dieser auf den Abschnitt Lübeck – Bargteheide beschränken wird. Der Einzugsbereich des Hamburger Vorortverkehrs wird zu einem späteren Zeitpunkt Gegenstand einer Fortsetzung sein.
Noch auf Lübecker Stadtgebiet, allerdings schon in ländlicher Umgebung, lag der erste Reisezughalt, der Bahnhof Lübeck-Niendorf. Von dieser Betriebsstelle ist dem Verfasser leider keine wirklich alte Aufnahme bekannt. Das dortige Empfangsgebäude soll daher mit einem eigenen, im Jahre 1994 gefertigten Foto vorgestellt werden, das 232 707 am 12.4.1994 mit einem Güterzug bei der Durchfahrt zeigt. Lübeck-Niendorf war damals ein mit einem Fahrdienstleiter besetzter Betriebsbahnhof, an dessen Bahnsteigen schon lange keine Reisezüge mehr hielten.
Auch diese Aufnahme ist heute in mehrfacher Hinsicht historisch: Die Strecke Lübeck – Hamburg wurde nicht nur elektrifiziert, sondern das Empfangsgebäude fiel zudem vor wenigen Jahren dem Abriß zum Opfer. Im Rahmen der Inbetriebnahme eines elektronischen Zentralstellwerks (ESTW) für den Bahnknoten Lübeck wurden das örtliche Personal abgezogen und das Bauwerk für die DB AG überflüssig.
Reinfeld
Der folgende Bahnhof – Reinfeld – hat dagegen als Reisezughalt, vor allem im Berufsverkehr, unverändert erhebliche Bedeutung.
Das auf den alten Ansichtskarten abgebildete Empfangsgebäude ist noch vorhanden und Sitz des Fahrdienstleiters. Nicht mehr existent sind dagegen der Haus- und der schmale, nur nach der Überquerung eines Gleises erreichbare Mittelbahnsteig, welche durch einen Inselbahnsteig nebst Bahnsteigtunnel ersetzt wurden.
Die schattenspendenden Bäume auf dem Hausbahnsteig wird der heutige Besucher der Kleinstadt ebenfalls vergeblich suchen. Die auf der oberen, einen Blick in Richtung Lübeck zeigenden Karte am rechten Rand erkennbaren Gütergleise wurden im Rahmen der Elektrifizierungsarbeiten endgültig abgeklemmt, nachdem Reinfeld schon etliche Jahre zuvor als Gütertarifpunkt aufgelassen worden war.
Bad Oldesloe
Der Bahnknoten Bad Oldesloe hat von allen Stationen zwischen Lübeck und Hamburg im Laufe der Zeit die wohl größten Veränderungen erfahren. Das alte, längst abgerissene Empfangsgebäude, das auf allen hier vorgestellten Karten abgebildet ist, lag zwischen den südlich von diesem befindlichen Gleisanlagen der LBE und dem nördlichen Staatsbahn-Teil des Bahnhofs, von dem die Züge nach Neumünster, Ratzeburg und Schwarzenbek abfuhren.
Den direkten Zugang zur Stadt ermöglichte ein Fußgängersteg, der bereits – wie die folgende Karte zeigt – vor dem Ersten Weltkrieg vorhanden war. Wir befinden uns hier oberhalb der stadtseitigen Staatsbahngleise und schauen Richtung Ost-Südost auf das Bahnhofsgebäude in Insellage . Die Karte verweist neben dem Bahnhof ausdrücklich auf den Wasserturm - offenbar ebenfalls eine Errungenschaft, die es mit Stolz zu erwähnen galt. Hatte sich doch Oldesloe gerade erst in den Jahren 1907/08 eine zentrale Wasserversorgung leisten können; das war damals für Orte der Größe von Oldesloe keinesfalls selbstverständlich. Größter Abnehmer von Wasser und damit finanziell ausschlaggebender Kunde war damals übrigens die Bahn mit ihrem hohen Wasserbedarf als Eisenbahnknoten und ihrem BW.
Auch auf der neuesten Karte, die im Jahre 1958 geschrieben wurde, ist diese Bahnhofszuwegung deutlich zu erkennen. Bei dieser Karte handelt es sich im übrigen nicht um eine Luftaufnahme, sondern der Fotograf dürfte das südlich des Bahnhofs gelegene Getreidesilo der Firma Ströh als Standpunkt gewählt haben
Bemerkenswert ist die auf der im Jahre 1925 gestempelten Karte gezeigte Lokomotive, welche LBE Nr. 67 beim Halt mit einem Reisezug zeigt.
Kupfermühle
Nur wenig von den – ohnehin bescheidenen – Bahnanlagen zu erkennen ist auf der einzigen dem Verfasser bekannten Ansichtskarte vom Haltepunkt Kupfermühle, der nächsten Station in Richtung Hamburg. Das untere Bild der zweiteiligen Karte zeigt einen an- oder durchfahrenden Zug. Die Nummer der Lok ist nicht lesbar.
Das Eisenbahnbild geriet möglicherweise nur wegen fehlender sonstiger Sehenswürdigkeiten in Kupfermühle auf die Ansichtskarte. Hauptanziehungspunkt der Siedlung war das oben abgebildete Restaurant „Bahnhof Kupfermühle“, in dem die im Jahre 1923 nach Altona gelaufene Karte vmtl. gekauft wurde.
Wie der Aufdruck auf deren Rückseite verrät, hieß der damalige Besitzer der Gaststätte Otto Bartels. Sein Betrieb war sogar schon fernmündlich erreichbar, unter „Fernspr. Oldesloe 174“.
Bargteheide
Ein interessanter Blick auf den letzten in diesem Beitrag vorgestellten Bahnhof – Bargteheide – bietet sich von der Brücke am nördlichen Bahnhofsende (der Stempel der Karte datiert von 1901). Bemerkenswert ist vor allem die Drehscheibe, über welche die Zustellung von Güterwagen auf die verschiedenen Ladegleise möglich war.
Die beiden anderen Karten, die in den Jahren 1907 bzw. 1921 befördert wurden, zeigen Züge der LBE beim Halt am Bahnsteig bzw. der Einfahrt in den Bahnhof.
(Im Teil 2 dieser Beitragsreihe werden dann Postkarten der Stationen des Hamburger Vorortverkehrs der LBE vorgestellt)