Die Lokomotiven der LBE
Aus den Anfangsjahren der LBE existieren nur sehr wenige Fotos, was auch verständlich ist, denn erst in den 20iger Jahren begann mit Bellingrodt, Hubert u.a. die Eisenbahn als Fotomotiv zu interessieren.
Bereits früh hatte sich die LBE entschlossen, nur Lokomotiven zu erwerben, die sich auch bei anderen Gesellschaften, wie der “Berlin -Hamburger Bahn", bewährt hatten. In der Frühzeit waren dieses vor allem B1-Lokomotiven. Das nachfolgende Bild zeigt die LBE-Lok "Greif".
Von den Lokomotiven des Baujahres 1851, “Falke”, “Pfeil”, “Blitz”,”Elbe” und “Trave”, waren die beiden letzten, Güterzuglokomotiven der Gattung 1 B. 1864 wurden als “Hamburg”, “Lübeck” und “Holstein” die ersten Lokomotiven der Gattung B 1 beschafft.
Durch das gesteigerte Güteraufkommen nach den deutsch/französischen Krieg von 1870/71 benötigte man stärkere Lokomotiven. Es wurden deshalb Lokomotiven der Gattung C angeschafft. Die Namengebung, die den damaligen patriotischen Gefühlen Ausdruck verleihen sollte, war sicherlich davon bestimmt; so hießen die Lokomotiven, die 1873 angeschafft wurden “Elsaß” und “Lothringen”.
Bis Ende 1916 waren nahezu sämtliche Personenzug-Lokomotiven der Gattung A1A, ältere P 1, normale P 2 und P3 ausgemustert. 1917 und 1918 wurden die letzten P 3 dann auch ausgemustert. Von den 1 B und B 1 Güterzuglokomotiven und den älteren G1 und den T 2 und B Tenderlokomotiven waren bis zu dem genannten Zeitpunkt gleichfalls fast alle Lokomotiven bis auf “Elbe” und “Trave” ausgemustert. (siehe Ausmusterungstabelle).
Mit den von 1907 bis 1911 beschafften sieben S 5 Lokomotiven traten erstmals reine Schnellzuglokomotiven ihren Dienst an. Die Lokomotiven hatten einen Treibraddurchmesser von 1980 mm.Die "Mosel" war eine solche S 5 Lokomotive.Das Bild zeigt sie im Lübecker Hauptbahnhof.
1912 wurde die erste an die preußische S 10 angelehnte Lokomotive mit der Betriebsnummer 80 “Weichsel” beschafft; 1917 erhielt die Lok entsprechend dem neuen Nummernplan die Betriebsnummer 21.
Wie bereits bei den S 5 Lokomotiven, wurden die fünf S 10 Lokomotiven den Wünschen der LBE angepasst. Wie alle LBE Lokomotiven trugen auch dies Loks einen olivgrünen Anstrich, der Tender war abweichend von der Staatsbahnausführung dreiachsig, um auf den kleineren Drehscheiben gewendet zu werden; auch war der Kessel kürzer gebaut; auch das Triebwerk wies gegenüber den Staatsbahn Lokomotiven geringfügige Änderungen aus.
Von den vor 1917 angeschafften Tender-Lokomotiven habe ich leider keine Bilder aus dieser Zeit gefunden. Stellvertretend hier die Lok “Ratzeburg”.
Lieferant für die ersten Tenderlokomotiven war die Firma Schwartzkopff, Wildau gewesen. Bei der LBE wurden sie als Berlin-Hamburger Form bezeichnet; es waren B 1- Lokomotiven.
Auch die dann nach 1893 beschafften T 3 - Lokomotiven kamen von Schwarzkopff aus Wildau. Eine der nach 1888 von Henschel gelieferten T 1 - Lokomotiven mit der späteren Betriebsnummer 105, aufgenommen 1926. Quelle: 1. S 62
Ich habe, ein Lok-Archiv eingerichten. Durch die Änderung des Nummernplans 1917 habe ich das Archiv in den Bereich “1853 bis 1917” und in den Bereich “1917 bis 1937” unterteilt. Soweit ich Fotos gefunden habe, habe ich diese verwendet. Kurze Erläuterung zu den jeweiligen Lokomotiven finden Sie dort.
Die Lokomotivbeschaffung der LBE blieb zunächst durchaus in dem bisherigen traditionellen Rahmen, es wurden auch weiterhin die bewährten sogenannte Länderbahnlokomotiven angeschafft, keine der neuen Einheitslokomotiven gingen unmittelbar zur LBE.
“Die erste Hälfte der zwanziger Jahre brachte, wie die Ausmusterungsdaten der beschriebenen älteren Lokomotiven zeigen, bei der LBE den Abschied von manchen in Ehren verbrauchten Maschinen. die dreiachsigen Triebfahrzeuge verschwanden fast vollständig , aber auch unter den noch nicht so betagten Gattungen wurde rationalisiert und ausgetauscht, um den Bestand den neuen Verkehrsbedürfnissen anzupassen.” Quelle Nr, 39, S. 63
Vor Personen- und Eilzügen setzte die LBE weiterhin auf die unverwüstlichen S 5, in zunehmenden Maße kamen jedoch auch Tenderlokomotiven, wie z.B. T 12 auf der Strecke nach Büchen zum Einsatz. Später, als die Schnellzüge länger und damit schwerer wurden, übernahmen die S 10 zumindest auf der Strecke von und nach Hamburg den Personen- und Schnellzugverkehr. Der Personenvorortverkehr in Hamburg wurde meist von den Tenderlokomotiven bedient.
Mit der Anschaffung der stromlinienverkleideten Tenderlokomotiven und den Doppelstockwagen änderte sich auch äußerlich das Bild des Personenverkehrs auf dieser Strecke. Durchgangszüge wurden jedoch weiterhin mit den S10 Lokomotiven gefahren.
Auch wenn in den Anfängen zunächst der Personenverkehr die Haupteinnahmequelle der LBE war, entwickelte sich im Laufe der Jahre ein nicht unerheblicher Güterverkehr auf den LBE-Strecken, wobei naturgemäß die Hauptlast des Güterverkehrs auf der Hamburg - Lübeck-Strecke abgewickelt wurde.
Nach 1920 mussten deshalb stärker Lokomotiven angeschafft werden, da die bisherigen den gestiegenen Anforderungen nicht mehr genügten.
Bekannt ist, dass die LBE aus Sparsamkeitsgründen durchaus auch gebrauchte Lokomotiven aufkaufte; so wurde zwischen 1922 und 1924 vier G 7.3 von der Reichsbahn erworben. In diese Jahre viel auch die Beschaffung G 8 ähnlicher Lokomotiven. Die LBE übernahm diese Lokomotiven nicht einfach von der Staatsbahn, sonder spezifizierte den Auftrag an die Lokomotivfabriken entsprechend ihren Bedürfnissen.
Die beiden letzten im Nummernplan der LBE eingeordneten G 12 ähnlichen Güterzuglokomotiven sind insofern interessant, dass sie bereits 1924 gebaut wurden, aber lange keinen Abnehmer fanden, und erst 1935 dann von Schwarzkoppf an die LBE verkauft wurden. Sie wurde unter den Loknummern 99 und 100 eingeordnet.
Ein einzige LBE Lokomotive konnte gerettet werden, es ist eine G 8.2 mit der LBE Nummer 97; sie ist heute im Eisenbahnmuseum in Darmstadt -Kranichstein zu bewundern. Sie ist jedoch nicht mehr betriebsfähig.
Der Hamburger Vorortverkehr war die Domäne der Tenderlokomotiven, kurze Strecken, schnelle Anfahrzeiten. Bereits bei der Berliner S-Bahn hatten sich Tenderlokomotiven aufgrund ihrer höheren Wirtschaftlichkeit gegenüber Schlepptenderlokomotiven bewährt. Noch 1926/27 kaufte die LBE gebrauchte T 9.1, wobei fast die Hälfte dieser Maschinen noch die Reichsbahnzeit erlebten
Die Tenderlokomotiven mussten bei der LBE neben dem Rangierverkehr aber immer wieder Aushilfsdienste leisten, vornehmlich im Wochenendnahverkehr. Die gelieferten T 11 genügten diesen Ansprüchen zunächst. Später wurden dann T 12 dafür eingesetzt.
“Eine sehr bemerkenswerte, durch die frühe Bestellung fast bahnbrechend zu nennende Anleihe machte die LBE aber bei anderen Typen des Vereinheitlichungsplanes. Als sie 1923 für den Verschiebebahnhof Moisling eine strake, aber kleine Rangierlok anzuschaffen gedachte, offerierte die Fabrik von Henschel, ...., die darin enthaltene C-h2-Ternderlok.” (Quelle:1, S. 57) Es waren die Loks 101 und 102; 1924 kamen vier weitere, als Gattung GT 44.18 gekennzeichnete Loks dazu, eine war die Nr. 124.
Zu den bekanntesten Lokomotiven der LBE zählen zweifellos die Stromlinientenderlokomotiven. ”Streamlining Fever” - in den dreißiger Jahren eine Modeerscheinung? Der Wunsch nach höheren Geschwindigkeiten, verbesserte Wirtschaftlichkeit und werbewirksamen Auftreten verpassten nicht nur Lokomotiven ein windschnittiges Aussehen, auch Autos und Busse wurden “windschnittig” gestaltet. Stromlinie das war ein Zauberwort und eine Erscheinung dieser Zeit, in der der Begriff cw-Wert noch unbekannt war.
Die LBE unter Baurat Mauck, suchten für Ihren Hamburg-Lübeck-Verkehr nach einer Lösung, den Personenverkehr zwischen den beiden Enden der Strecke in Hamburg und Lübeck schnell, komfortable und wirtschaftlich zu gestalten. Eine Idee wurde geboren, in Zusammenarbeit mit “Henschel” und den Firmen “Linke-Hofmann” in Breslau und “Wumag” in Görlitz wurde die Idee umgesetzt und realisiert.
Es war die Geburtsstunde des berühmten Doppeldeckerzuges mit eine verkleideten 1B1-Lokomotive und den Doppeldeckerwagen, die erstmalig in Deutschland nicht nur gezogen, sondern auch geschoben wurden.
Am 07. April 1936 fand die erste Fahrt mit geladenen Gästen von Lübeck nach Hamburg statt.
Zunächst wurden zwei Lokomotiven geliefert; ab Sommerfahrplan 1937 nahm die dritte Lokomotive dann den Betrieb auf. Auf Grund ihrer Bedeutung für das Unternehmen LBE erhielten die Lokomotiven die Betriebsnummern 1 bis 3. Das Konzept bewährte sich so gut, dass die LBE 5 vorhandene T 12 stromlinienförmig verkleidete. Es waren die Lokomotiven Nr. 138, Nr. 139, Nr. 140, Nr. 142 und Nr. 143.
Auch mit dem Projekt “Dampfmotor” beschäftigte man sich bei der LBE. So wurde eine P6 mit der Nummer 71 dazu ausersehen, zur Dampfmotorlok umgebaut zu werden. Bei der Reichsbahn erhielt diese nie vollendete Lok die Nummer 77 001. Wahrscheinlich wurde die Lok 1939 verschrottet.