His Glanzzeit Bild 08Die Stationen der Strecke Lübeck - Hamburg auf alten Ansichtskarten - Teil 2
Ahrensburg - Hamburg

Erstellt am Mittwoch, 25. Mai 2011
Geschrieben von Ralf Böttcher

Ahrensburg

Der nächste Bahnhof nach Bargteheide  - aus Richtung Lübeck gesehen -  war (und ist) Ahrensburg. Die nach dem Zweiten Weltkrieg erheblich gewachsene Stadt ist seit LBE-Zeiten Endpunkt zahlreicher Nahverkehrszüge des Hamburger Vorortverkehrs. Die von der Deutschen Bahn AG heute "Regionalbahn" genannten Züge wurden sogar zeitweilig - obwohl niemals mit den für Hamburg typischen, über eine Stromschiene mit elektrischer Energie versorgten Triebwagen betrieben - als "S-Bahn" bezeichnet.

Im Jahre 1904, als die Ansichtskarte mit der vor dem Empfangsgebäude abgestellten Lok 35 der LBE versandt wurde, wiesen die Anlagen für den Personenverkehr noch einen bescheidenen Umfang auf und beschränkten sich auf den Haus- sowie einen schmalen Mittelbahnsteig.

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Wenige Jahrzehnte später - die zweite Karte des Bahnhofs läßt sich mangels eines Poststempels nicht genau datieren - besaß der Bahnhof schon die zwei in modernisierter Form noch heute vorhandenen Inselbahnsteige, die vom Empfangsgebäude aus über eine Unterführung zugänglich sind. Der deutlich angestiegene Vorortverkehr hatte die Erweiterung der Anlagen zwingend notwendig gemacht. Der Wasserturm wurde dagegen zwischenzeitlich abgerissen.

 

 

Rahlstedt

Wer mit der Bahn von Lübeck nach Hamburg fährt, erreicht heute vor der nächsten Station, Hamburg-Rahlstedt, das Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg. Dies war - mit Ausnahme der letzten Monate als eigenständiges Unternehmen - zur Zeit der LBE nicht der Fall. Bis zum 1.4.1937 verlief die Grenze zwischen Preußen (Provinz Schleswig-Holstein) und Hamburg südwestlich des Bahnhofs Wandsbek. Erst mit dem "Gesetz über Groß-Hamburg und andere Gebietsbereinigungen" (Groß-Hamburg-Gesetz), mit dem die Reichsregierung zudem die Auflösung des Landes Lübeck sowie verschiedene weitere Gebietsveränderungen (u.a. in der Prignitz und im Hunsrück) anordnete, wurden neben zahlreichen anderen Gemeinden auch die bis dahin zum Kreis Stormarn gehörende Gemeinde Rahlstedt sowie die kreisfreie Stadt Wandsbek, die zugleich Sitz der Kreisverwaltung von Stormarn war, in das Land Hamburg eingegliedert.

Die beiden gezeigten Ansichtskarten des Bahnhofs Rahlstedt stammen noch aus "preußischer Zeit".

Die ältere Aufnahme, die eine unbekannte Lok am noch heute existierenden Mittelbahnsteig zeigt, wurde im Jahre 1906 nach Kopenhagen geschrieben. Wer Dänisch kann, mag sich an der Übersetzung des Textes versuchen. Die Worte "med toget" deuten darauf hin, daß der Verfasser der Grüße die LBE selbst für eine Fahrt genutzt hat.

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Das zweite Bild, das offenbar aus einem in der Nähe des Bahnhofs gelegenen Haus heraus aufgenommen wurde, läßt sich zwar nicht anhand eines Poststempels datieren. Die Abbildung von zwei Doppelstockwagen einerseits sowie die Verwendung der Ortsbezeichnungn ohne den Zusatz "Hamburg" andererseits lassen vermuten, daß die Karte in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre, aber vor dem Inkrafttreten des Groß-Hamburg-Gesetzes (s.o.), hergestellt wurde.

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Wandsbek

Da dem Verfasser vom Haltepunkt Wandsbek Ost keine historische Aufnahme vorliegt, soll als nächstes der Bahnhof Wandsbek, zugleich Beginn der Verbindungskurve zur Hamburger Güterumgehungsbahn, vorgestellt werden. Die obere Karte, eine relativ seltene Ansicht der Gleisseite, zeigt einen einfahrenden Zug vor dem Bau des Mittelbahnsteigs. Leider wurde die Lok nachretuschiert und ist deshalb nur schwer identifizierbar. Das weiße Feld oben links ist keine Beschädigung, sondern diente als Raum für schriftliche Mitteilungen - zum Zeitpunkt des Entwurfs der ungelaufenen Karte war die gesamte Rückseite bei Postkarten noch dem Adressfeld vorbehalten.

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Erheblich häufiger sind Ansichten der Straßenseite des Empfangsgebäudes. Auf der im Jahre 1913 nach Belgien verschickten Karte ist auf der linken Seite im Hintergrund das Dach des zwischenzeitlich errichteten Mittelbahnsteigs zu erkennen.

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Hasselbrook

In Hasselbrook nähert sich die heutige S-Bahn-Strecke aus Hamburg-Poppenbüttel der LBE-Strecke an und verläuft parallel zu dieser bis zum Hauptbahnhof. Da der Bahnhof sowohl über einen S- als auch einen Fernbahnsteig verfügt, halten dort außer den S-Bahnen noch die Nahverkehrszüge in Richtung Ahrensburg / Bad Oldesloe.  Das Empfangsgebäude fiel der Bedeutung für umsteigende Fahrgäste entsprechend relativ stattlich aus.

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Alter Lübecker Bahnhof in Hamburg

In Hamburg besaß die LBE bis zur Einweihung des - noch heute genutzten - Hauptbahnhofs von der Staatsbahn getrennte Gleisanlagen. 

Der Lübecker Bahnhof entstand nach Abschluss langwieriger Verhandlungen mit Dänemark und umfangreicher Planungsarbeiten im Stadtteil Hammerbrook unterhalb des Geesthanges etwa in der Mitte zwischen dem Klostertor und dem Berliner Tor. Er wurde am 1. August 1865 mit Eröffnung der Strecke in Berieb genommen.

Die obere der beiden folgenden Ansichtskarten wurde im Februar 1906 und mithin zu einem Zeitpunkt verschickt, als die Schließung der dortigen Anlagen schon absehbar war. Wer würde heute auf den Gedanken kommen, von einer Bahnstation, deren Auflassung beschlossen ist, eine Postkarte zu verlegen oder zu versenden?

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Der alte Lübecker Bahnhof in Hamburg von Osten gesehen

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Die Straßenseite des alten Lübecker Bahhofs in Hamburg

Neuer Hamburger Hauptbahnhof

Im Jahre 1906 wurde der neue Hamburger Hauptbahnhof eingeweiht. Auch die Endstation der LBE wurde integriert, und zwar als "Mieter" der Gleise zwischen Bahnsteiges 2 und 3 (Die äußeren Gleise waren der Preußischen Staatbahn Richtung Berlin vorbehalten).

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Als die - nicht datierte - Innenansicht des neuen Hauptbahnhofs angefertigt wurde, herrschte auf dem Bahnsteig 3 kein Reisendenaufkommen. Die der typisch deutschen Regelungswut entsprechende, auf dem unteren Schild über dem Bahnsteigzugang geschriebene Aufforderung "Nicht stehen bleiben! Rechts gehen!" konnte mißachtet werden, ohne einen Zusammenstoß mit anderen Personen befürchten zu müssen.

Die LBE erfreute sich - nunmehr integriert in die Infrastrukturen des neuen Hauptbahnhofes - einer bedeutend besseren Anbindung an die damalige "weite Welt"!