His Glanzzeit Bild 08Erinnerung an im Ersten Weltkrieg gefallene Eisenbahner

Erstellt am Mittwoch, 11. Februar 2015
Geschrieben von Jens Krause

Versteckt auf dem Ehrenfriedhof der Hansestadt Lübeck findet sich auch noch im Jahr 2014 eine Erinnerung an die Lübeck-Büchener Eisenbahn (LBE).

Im Jahr 2014 jährte sich zum 100. Male der Beginn des Ersten Weltkrieges. Zogen am Anfang insbesondere die deutschen Soldaten noch voller Siegeszuversicht in den Krieg, zeigte sich alsbald die dunkele Seite des Krieges mit viel Leid und Elend vor allem auf den Schlachtfeldern. Zahlreiche Tote sind zu beklagen. Schnell wurde der Erste Weltkrieg damit zu einem der größten Dramen der Menschheit.

Bald entstanden überall Denkmäler zur Erinnerung an die auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges gefallenen Soldaten. In der Hansestadt Lübeck stellt der Ehrenfriedhof einen solchen Ort der Erinnerung dar. Der Ehrenfriedhof befindet sich an der Travemünder Allee in Höhe der Sandberg-Kreuzung. In seiner unmittelbaren Nachbarschaft befindet sich, der Altstadt zugewandt, im übrigen der Burgtorfriedhof.

Auf dem Ehrenfriedhof zu Lübeck findet sich, ganz in der Nähe zur Travemünder Allee, auch heute noch ein durchaus ansehnlich gestalteter Gedenkstein, mit dem die Lübeck-Büchener Eisenbahn (LBE) an ihre gefallenen Mitarbeiter erinnert. Die Inschrift auf der Vorderseite des Gedenksteines, die im übrigen im Gegensatz zur Inschrift vieler anderer Gedenksteine auf dem Ehrenfriedhof Lübeck erstaunlich gut zu lesen ist, lautet:

 „Dem Andenken der im Kampfe für das Vaterland gefallenen Beamten und Arbeiter der Lübeck-Büchener Eisenbahn“.

Auf der linken und rechten Seite des Gedenksteines sind zahlreiche Namen zu erkennen. Vermutlich handelt es sich hierbei um die Namen der gefallenen LBE-Angehörigen. Leider sind diese Namen im Jahr 2014 so gut wie nicht mehr zu lesen.

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Beide schwarz-weiß Fotos (etwa um 1950): Sammlung Paul Heling

Offensichtlich nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Inschrift um folgende Worte ergänzt:

„und Bundesbahn in den beiden Weltkriegen“

Wann das Mahnmal von der LBE aufgestellt worden ist, ist leider unbekannt. Ebenso ist unbekannt, wann die Inschrift ergänzt wurde.

Persönliche Anmerkung:

Die Inschrift des Gedenksteines lautet im Jahr 2014:
„Dem Andenken der im Kampfe für das Vaterland gefallenen Beamten und Arbeiter der Lübeck-Büchener Eisenbahn und Bundesbahn in den beiden Weltkriegen“

Hier hat man nach dem Zweiten Weltkrieg die Inschrift erweitert. Und da dies offensichtlich in Zeiten des beginnenden Kalten Krieges stattfand, wurde das Wort „Bundesbahn“ gewählt. Dies ist jedoch völlig falsch. Der Name „Deutsche Bundesbahn“ bestand vom Jahr 1949 bis zum 31.12.1993.

In diesem Zeitraum musste aber zum Glück kein aktiver Eisenbahner in einen Krieg ziehen. Eisenbahner, die aus Lübeck sowie Umgebung kamen, und im Verlauf des Zweiten Weltkrieges gefallen sind, gehörten zur Deutschen Reichsbahn. Denn die LBE ging bekanntlich zum Jahresbeginn 1938 auf die Deutsche Reichsbahn über. Diese Eisenbahner waren also Reichsbahner und keine Bundesbahner.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Eisenbahn in der Sowjetischen Besatzungszone den Namen Deutsche Reichsbahn weiter. Für die (staatlichen) Eisenbahnen in der Bundesrepublik Deutschland wurde der Name Deutsche Bundesbahn neu geschaffen.

Wenn die Inschrift des Denkmales in der Zeit des beginnenden Kalten Krieges geschaffen wurde, war dann der historisch richtige Name Deutsche Reichsbahn politisch nicht mehr opportun? Oder wollte man sich einfach nicht mit der jüngeren Eisenbahn-Geschichte auskennen?

Es stellt sich aber auch die Frage, warum ein Denkmal, das an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnert, nun quasi auch auf die Erinnerung an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges „erweitert“ werden musste? Handelte es sich um einen „guten Willen“, der durch eine auf äußerste Sparsamkeit bedachte Bundesbahn-Bürokratie zerrieben wurde? Bemerkenswert ist auf jeden Fall, dass eine solche „Erweiterung“ sich ausschließlich an dem Gedenkstein für die Gefallenen der Lübecker Eisenbahnen finden lässt!

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Beide Fotos: Jens Krause


Ein Kommentar von Hans-Harald Kloth vom 21.02.2015:

Das Ehrenmal für die Gefallenen der LBE wurde am 6. März 1921 unter der Teilnahme von 2000 Personen enthüllt. Es wurde durch Spenden der Lübeck-Büchener finanziert. Insgesamt fielen im 1. WK 118 LBE’ ler. In den Geschäftsberichten der LBE von 1914 bis 1918 sind sie jeweils namentlich mit Berufsbezeichnung erwähnt, sodass man mit Mühe sicherlich einige Namen auf dem Mahnmal entziffern könnte. Überwiegend fielen Arbeiter der LBE und nur wenige Beamte.

Im letzten Glitzernen Band der LBE (Heft 7, Dez. 1937) ist auf Seite 11 ein kurzer Bericht mit Abbildung zum Gedenkstein auf dem Ehrenfriedhof.