Die Mecklenburgische-Friedrich-Franz-Eisenbahn
geschrieben 12.06.2017
von Harro Rhenius
Die erste Eisenbahnstrecke in Mecklenburg war die preußische Berlin-Hamburger Bahn, die 1846 eröffnet wurde. Bahnhöfe entstanden unter anderem in Ludwigslust und Hagenow. Am 10. März 1846 erhielt die „Mecklenburgische Eisenbahngesellschaft“ die Konzession zum Bau einer Strecke von Hagenow nach Schwerin und Wismar sowie über Bützow nach Rostock mit einer Zweigbahn nach Güstrow. Am 13. Mai 1850 wurde die Strecke vollendet.
Nachdem die Mecklenburgische Eisenbahngesellschaft ihre Strecke errichtet hatte, fehlte eine West-Ost-Verbindung die auch das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz erschließen sollte.
Da finanzkräftige Investoren fehlten, wurde die Strecke Güstrow – Teterow – Malchin – Neubrandenburg auf Initiative des Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin als landesherrliches Eigentum gebaut. Die Eröffnung der Strecke erfolgte am 11. November 1864 auf dem Bahnhof Teterow in Anwesenheit beider mecklenburgischer Großherzöge. 1867 erfolgte die Anbindung der Bahn über die preußische Grenze nach Strasburg (Uckermark). In Malchin richtete die Direktion ihren Sitz ein. Zur Weiterführung der Strecke bis nach Lübeck gründete sich die „Lübeck-Kleinener Eisenbahngesellschaft“, die am 20. Dezember 1865 die Baukonzession erhielt.
"Die Finanzierung des Eisenbahnbaus übernahm das Bankhaus Barned & Co aus Liverpool mit einer Kapitalanlage von 3,7 Millionen Talen." (Quelle: Quellen 66, S. 60) Nachdem 1868 der Bau aufgrund Geldmangels eingestellt werden musste (das Bankhaus Barned & Co aus Liverpool war zahlungsunfähig geworden), übernahm der Staat am 24. April 1870 die Bahn und nahm den Betrieb am 1. Juli 1870 zwischen Kleinen und Lübeck auf. In Lübeck baute die Friedrich-Franz-Bahn einen eigenen Güterbahnhof, genannt Lübeck Mecklenburgischer Rangi(e)rbahnhof. Für den Personenverkehr wurde der Bahnhof der Lübeck-Büchener Eisenbahn mitbenutzt.
Das Bw der MFFE um 1893 in Lübeck
Erste Verstaatlichung
Der Wunsch nach staatlicher Lenkung des Bahnbaus und Bahnbetriebes führten 1873 zur Verstaatlichung der Eisenbahnen in Mecklenburg. Auch wollte die mecklenburgische Regierung einem Ankauf der Bahnen durch die von Bismarck geplanten Reichseisenbahnen zuvorkommen. Auch die Betriebsüberschüsse der Mecklenburgischen Eisenbahngesellschaft waren ein Grund der Übernahme.
Am 20. April 1873 erwarb die Landesregierung die Mecklenburgische Eisenbahngesellschaft und vereinigte sie mit der Friedrich-Franz-Eisenbahn zur „Großherzoglichen-Friedrich-Franz-Eisenbahn“. Der Sitz der Direktion wurde von Malchin in die Landeshauptstadt Schwerin verlegt.
Erneut Privatbahn
1875 wurde die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn reprivatisiert. Grund war ein Streit zwischen den ehemaligen Eisenbahnaktionären und der Regierung, da diese ihre Schulden von rund 10 Millionen Talern (30 Millionen Mark) aus dem Bahnkauf nicht zurückzahlen konnte. Ergebnis des Streits war die Bildung der „Mecklenburgischen Friedrich-Franz-Eisenbahngesellschaft“ (M.F.F.E.) als Aktiengesellschaft am 2. April 1875. Diese privatwirtschaftliche Eisenbahngesellschaft bestand bis zur zweiten Verstaatlichung am 1. Februar 1890. Durch die M.F.F.E erfolgte der Bau einer Stichbahn von Malchin nach Waren.
Mit der zweiten Verstaatlichung 1889/1890 ging die Verwaltung der Staatseisenbahn auf die Großherzogliche General Eisenbahn-Direction (GGED) über. Die Bahn hieß seitdem „Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn (M.F.F.E.)“
In der Folge wurden alle bestehenden neun Privatbahnen vom Staat erworben, wobei sich der Erwerb der größeren, profitableren, Gesellschaften etwas länger hinzog. Die Lloydbahn, die Parchim-Ludwigsluster Eisenbahn und die Mecklenburgische Südbahn wurden erst 1894 eingegliedert.
Die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn baute um die Wende zum 20. Jahrhundert eine Reihe von Strecken neu. Das Streckennetz der M.F.F.E in Mecklenburg wuchs von 1890 bis 1908 von 1013,2 auf 1050,9 Kilometer, das gesamte Netz der M.F.F.E unter Einschluss ihrer Strecken in den Nachbarländern umfasste 1908 1148,55 Kilometer.
Krieg, Novemberrevolution, Reichseisenbahn
Mit dem Ersten Weltkrieg beginnt das letzte Kapitel der M.F.F.E. Der Zugverkehr wird auf die Anforderungen des Krieges umgestellt. Bahnbedienstete werden in noch nie gekanntem Umfang zum Kriegsdienst einberufen. Eisenbahnmaterial musste an andere Bahnverwaltungen abgegeben werden, und der Bahnbetrieb wurde unter Aufsicht des Militärs länder- und damit bahnübergreifend koordiniert.
Nach der Novemberrevolution und der Abdankung des Großherzoges am 13. November 1918 wurde die Bahn in „Mecklenburgische Landeseisenbahn“ umbenannt und ging, nach den Bestimmungen der Weimarer Reichsverfassung, in den Reichseisenbahnen auf. Verwaltungsbehörde für die Reichseisenbahnen in Mecklenburg wurde die Reichsbahndirektion Schwerin.
Lokomotiven in Mecklenburg
Mecklenburg orientierte sich bei der Beschaffung von Lokomotiven am großen Nachbarn Preußen. Soweit es möglich war, wurden preußische Muster übernommen. Eine echte mecklenburgische Eigenentwicklung ist die T 4, eine Tenderlokomotive für den Nebenbahnbetrieb. Im Gegensatz zu anderen deutschen Bahnverwaltungen wurden von der M.F.F.E. keine Schnellzuglokomotiven beschafft. Die Beförderung der internationalen Schnellzüge Berlin – Warnemünde – Gedser – Kopenhagen und der Schnellzüge Rostock – Hamburg übernahmen P8, die mit 100 km/h eine ausreichend hohe Geschwindigkeit erreichten.
Nur wenig erinnert heute noch an Mecklenburgs einstige Eisenbahn. In Schwerin ist es das Gebäude der „Großherzoglichen General-Eisenbahn-Direction“. Später hatte die Reichsbahndirektion Schwerin hier ihren Sitz. Das Gebäude wurde von dem neuen Eigentümer "Deutsche Bahn AG" verkauft. An den Strecken existieren noch einige Neigungsanzeiger mit dem charakteristischen M.F.F.E. in der Mitte und die funktionalen und doch ansprechenden alten Bahnhofsgebäude aus der Gründerzeit der Eisenbahn, zum Beispiel in Teterow, Malchin und Stavenhagen.
Erinnerungsstücke an die Großherzoglich Mecklenburgische-Friedrich-Franz-Eisenbahn beherbergt auch das Molli-Museum der Mecklenburgischen Bäderbahn „Molli“ auf dem Bahnhof Kühlungsborn-West.
Hier ein Link "Mecklenburgische Lokomotiven".