Der neue Lübecker Hauptbahnhof
Die LBE hatte trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung des Betriebes auf der Stammstrecke, den Gedanken einer direkten Verbindung nach Hamburg nie aufgegeben, denn der eigentliche Gründungsgedanke war ja die direkte Verbindung nach Hamburg.
Nach einigen Problemen konnte dann endlich am 1.August .1865 zunächst nur der Personenverkehr und dann eine Woche später auch der Güterverkehr zwischen Hamburg und Lübeck aufgenommen werden. Die Fahrzeit betrug anfänglich 95 Minuten, später dann ca. 45 Minuten. Heute beträgt sie mit Halt in Reinbek und Bad Oldesloe, wie bereits vor ca. 70 Jahren, 45 Minuten.
Die Strecke nach Hamburg war zunächst eingleisig, ab 1877 dann zweigleisig. 1852 betrug die Streckenlänge insgesamt 47,45 km; 1870 bereits 111,27 km. Mit der Eröffnung der Strecke nach Hamburg wuchs auch der Lokomotiven- und Wagenpark. 1852 verfügte die Gesellschaft über 6 Dampflokomotiven, 13 Personenwagen und 85 Güterwagen; 1870 waren es schon 21 Lokomotiven, 51 Personenwagen und 293 Güterwagen.
Aufgrund der Bedeutung der Hamburger Strecke der LBE, interessierten sich bereits recht früh auch andere Bahngesellschaften für diese Strecke und bemühten sich um einen Anschluß an die LBE. Seit 1870 hatte Mecklenburg Eisenbahnanschluss. Es war die noch heute vorhandene Strecke Bad Kleinen - Lübeck, die von der mecklenburgischen “Friedrich-Franz-Eisenbahn” gebaut worden war, so dass es bereits 1871 eine Verbindung Hamburg - Stettin gab. Das folgende Bild zeigt die Lok “Woldegk” der FFE 1905 in Lübeck.
Um die 1900 wurde deutlich, dass es auf dem Gelände der Wallhalbinsel keine Entwicklungsmöglichkeiten für die LBE mehr gab, der Platz dort wurde zu eng. Ein neuer Standort wurde gesucht, der außerhalb der innenstadt liegen mußte. Als Standort wurde die Rethteich-Wiesen einige hundert Meter westlich der Innenstadt bei der St. Lorenzkirche gefunden. Der neue Hauptbahnhof, erbaut nach einem Entwurf von Fritz Klingholz , wurde 1908 eröffnet, die Gleisanlagen an den neuen Standort verschwenkt.
Erhebliche Veränderungen in der Gleisführung waren notwendig. Sowohl die Streckenführung nach Hamburg, nach Büchen aber auch nach Bad Kleinen mußten verändert werden. Auch neue Grundstücke mußten erworben werden, um den Veränderungen gerecht zu werden. Insbesondere der Bereich der damaligen "Cronsforder Chaussee" wurde von den Änderungen betroffen. Nach den Unterlagen im Lübecker Stadtarchiv war hier vor allem der Grundstückeigner "Lübecker Armenanstalt" gefordert.
Das Ausmaß der Baumasnahmen verdeutlicht der "neue" Gleisplan:
Quelle: Cyrus in "Zeitschrift für das Bauwesen 1908"
Um den neuen Hauptbahnhof herum entwickelten sich in nur wenigen Jahren neue Wohngebiete und damit neue Stadtgebiete. Lübeck wuchs.
Nachfolgend Fotos aus dem vorgenannten Beitrag.
Erhebliche Vorarbeiten waren notwendig. Das gesamte Gelände um den neuen Bahnhof mußte umgestaltet werden. Die Blumenstraße gibt es heute nicht mehr.
Es musste über die Gleise eine neue Brücke gebaut werden. Die Fackenburger Alle musste wieder an den Lindenplatz angebunden werden.