Das neue Eisenbahnprojekt "1856"
Erstellt am Freitag, 17. August 2012
Geschrieben von Harro Rhenius
Ein bisher offensichtlich völlig unbekanntes Projekt ist aus dem sprichwörtlichen „Dunkel“ der Vergessenheit aufgetaucht: Das Projekt 1856. Es handelt sich dabei um ein geradezu abenteuerliches Vorhaben, die flämische Stadt Antwerpen mit der Hansestadt Lübeck durch eine Eisenbahn-Fernstrecke miteinander zu verbinden. So grotesk dieses Projekt aus heutiger Sicht und in Kenntnis der damaligen allgemeinen politischen Randbedingungen auch klingen mag, die Veröffentlichung zweier Artikel damals in den "Neuen Lübeckischen Blättern" erlaubt keinen Zweifel, dass damals - in der Zeit des Aufbruches im Eisenbahnbau - auch kühnste Vorhaben ernsthaft diskutiert wurden.
In den „Neue Lübeckischen Blätter“ Nr. 46, vom 16. November 1856 ist nachzulesen: „ Dem Senat liegt, dem Vernehmen nach, ein von einer kühnen Gesellschaft belgischer Capitalisten neu gebildetes, großartiges Eisenbahnprojekt vor zur unmittelbaren Verbindung Belgiens mit den drei Hansestädten. Antwerpen, mächtigen hanseatischen Andenkens, wie noch das ungeheure Viereck des hanseatischen Hauses daselbst, am günstigsten Punkt des Hafens gelegen und von den drei Straßen rue de Lubec, rue de Hambourg, rue deBrème umgeben, bezeugt, soll der eine Eckpunkt der Bahn sein: von dort soll sie zum Rheinübergange nach Emmerich geleitet werden, weiter über die Ems bei Rheina, dem Knotenpunkt der westphälisch-ostfriesischen Bahnen, oder bei Lingen, von dort nach Bremen mit Ueberbrückung der Weser, nach Hamburg mit Ueberbrückung der Elbe und endlich direct nach Lübeck oder eigentlich nach Travemünde.“
Interessant dabei ist, dass bereits 1856 vehement ein stärkeres Engagement der Verantwortlichen in der Hansestadt gefordert wird, sich stärker um den Standort Travemünde zu bemühen.
Leider ist nicht bekannt, wie der Senat sich zu diesem Projekt positioniert hat. Es kann jedoch angenommen werden, das seitens Lübeck keine Initiativen ergriffen wurden, diese Projekt zu fördern. Offensichtlich wurde es einfach zu den Akten gelegt und vergessen.
Die Ausgabe der „Neue Lübeckischen Blätter“ 46 widmen sich dieses Projektes. Auf den folgenden Seiten nun derArtikel.
(Bemerkung: die Qualität der Schriftdarstellung ist uns leider durch die Digitalisierung der Quelle des Harvard College Library vorgegeben)